HUBER.HUBER
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huber.huber and the authors
Kulturpreis Julius Bär 2006
Sotheby’s, Zürich
September 2009
Nominator: Gianni Jetzer
Kurator / Curator: Markus Stegmann
Kulturpreis Julius Bär 2006
Der Kulturpreis Julius Bär 2006 (vormals Eve-Kulturpreis) wird am7. September 2006 den in Zürich lebenden Zwillingen Reto und Markus Huber verliehen (geb. 1975). In umfangreichen Werkgruppen untersuchen die beiden Künstler soziale und naturwissenschaftliche Zusammenhänge des Alltags. Hinter dem zunächst wissenschaftlich erscheinenden Protokollieren, Erforschen und Aufzeichnen verbirgt sich eine unbefangene, kindliche Freude am Beobachten komplexer Systeme. Hellwach spüren Huber.Huber banale Situationen des Alltags auf, die in ihrer Belanglosigkeit manchmal kaum bemerkbar sind. So kann man beispielsweise im gesamten Stadtraum von Zürich Arbeiten von Huber.Huber begegnen, die sich auf den ersten Blick gar nicht als Kunstwerke zu erkennen geben: scheinbar missratene Vogelhäuschen, wie von ungelenker Kinderhand in rührender Absicht mühsam gebastelt. Den Vögeln jedoch scheint es einerlei, ob Kinder oder Künstler Hand anlegten. Huber.Huber führen in dieser Arbeit unsere beinahe schon reflexhaft einsetzende Wertung von richtig und falsch, von gut und schlecht ad absurdum und brechen spielerisch automatisierte Wertungen auf.
Anlässlich der Preisverleihung bei Sotheby’s Zürich zeigen die beiden Künstler drei für ihre Arbeit charakteristische Werkgruppen auf Papier. Mit geradezu naturwissenschaftlicher Distanz stellen sie in grossformatigen Zeichnungen tote Insekten dar, die sie in ihrem Atelier aufgefunden haben. Die Auflösung der körperlichen Unversehrtheit nach dem Tod der Insekten ist ein Phänomen, dem die beiden Künstler zeichnend nachgehen. Wie Chronisten notieren sie protokollartig den materiellen Verfall. In der umfangreichen Werkgruppe „Mikrouniversum“ kommt die spielerische Experimentierlust der Künstler besonders deutlich zum Ausdruck. In überwiegend kleinformatigen Papierarbeiten unterlaufen sie mit immer neuen Bildfindungen traditionelle Sehgewohnheiten, wobei häufig Tiere im Zentrum ihrer Aufmerksamkeit stehen. Angesichts des Schreckens aber auch der märchenhaften Metamorphosen in der Tierwelt stellt sich ein verwundertes Staunen ein. In der dritten Werkgruppe „Zelte und Nächte“ untersuchen Huber.Huber temporäre menschliche Behausungen verschiedener kultureller Zusammenhängen und verfolgen deren typologische Differenzierung.
Mit Huber.Huber erhalten zwei gewitzte, junge Schweizer Künstler den Kulturpreis Julius Bär, die am Anfang einer viel versprechenden künstlerischen Arbeit stehen. Mit ihrer unkonventionellen, im positiven Sinne kindlichen und erfrischenden Betrachtung von Verhaltensmustern unserer Zeit unterwandern sie mit humorvollem Hintersinn festgefahrene Denkweisen.
Markus Stegmann
Kulturpreis Julius Bär 2006
On 7 September 2006, the “2006 Julius Baer Cultural Prize” (formerly the “EvE Cultural Prize”), which is endowed with CHF 20,000, was awarded to the Zurich twins, Reto and Markus Huber (born 1975). The two artists use large groups of works to examine everyday social and scientific relationships. Behind what initially appears to be scientific note-taking, research and sketches there lies an uninhibited, childlike pleasure in observing complex systems. Huber.Huber are alert to banal everyday situations that in their triviality are sometimes almost unnoticeable. Thus, all over the city of Zurich, for example, you can find works by Huber.Huber that at first sight do not appear to be works of art at all: bird houses that seem to have turned out wrong - like touching objects that an awkward young child has put a great deal of effort into. As far as the birds are concerned, however, it makes no difference whether they were built by children or artists. In this work Huber.Huber take our almost reflex-like ideas of right and wrong and good and bad to ridiculous lengths and playfully destabilize our automated judgments.
Awarding the Julius Baer Cultural Prize to Huber.Huber singles out two smart, witty young Swiss artists at the start of a promising career. With their unconventional and - in a positive sense - childishly refreshing reflections on contemporary patterns of behaviour, they subtly and humorously infiltrate rigid ways of thinking.
Markus Stegmann