HUBER.HUBER
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huber.huber and the authors
Crocker Land 2008/09
Crocker Land is a group of works consisting of 28 collages made up of pictorial material from antiquarian travel and adventure books published between 1925 and 1966. The title Crocker Land refers to a putative eighth continent in the North Polar Sea that the American polar explorer Robert Peary thought he had made out on the horizon in 1906. But the subsequent Crocker Land expedition that set out to explore this new continent led to a fatal disaster. Crocker Land did not exist! Peary had presumably been misled by a mirage.
The collage works of huber.huber are based on collected books and magazines. Reto and Markus Huber experiment with detached elements and search for new multilayered compositions and ambivalent images. Ein Fundus an gesammelten Büchern und Zeitschriften bildet den Hintergrund der Collagearbeiten von huber.huber. Reto und Markus Huber experimentieren mit herausgelösten Elementen und suchen nach neuen vielschichtigen Kompositionen und ambivalenten Bildern. Their works exhibit dramatic irony and und inscrutability as well as symbolism and metaphor. Crocker Land (2008) is a series of 28 drawn from the image material of as many antique travel and adventure books. Each collage of the series arranges the imagery of one book into a new, fictional world with its own surreal rules. The recompositions play with the naïve fascination with foreign cultures which are the object of these adventure books published between 1925 and 1966. At the same time this naïveté of this enthusiasm is ironically foiled. By combining images from different perspectives and of different scales huber.huber invent, with every image, a new imaginary culture with at times bizarre customs and rituals.
(Sabine Rusterholz)
Aus Publikation: Speicher fast voll - Sammeln und Ordnen in der Gegenwartskunst
Kunstmuseum Solothurn 6.9. - 2.11. 2008; Sabine Rusterholz; Verlag Edition Fink, Zürich
Ein Fundus an gesammelten Büchern und Zeitschriften bildet den Hintergrund der Collagearbeiten von huber.huber. Reto und Markus Huber experimentieren mit herausgelösten Elementen und suchen nach neuen vielschichtigen Kompositionen und ambivalenten Bildern. Doppelbödigkeit und Abgründigkeit, aber auch Symbolhaftigkeit und Metaphorik kennzeichnen ihre Arbeiten. Crocker Land (2008) ist eine Serie von 28 Collagen aus dem Bildmaterial von ebenso vielen antiquarischen Reise- und Abenteuerbüchern. Jede Collage dieser Serie arrangiert die Bildwelt je eines Buches zu einer neuen, fiktiven Welt mit ganz eigenen surrealen Regeln. Die Neukompositionen spielen mit der naiven Faszination für fremde Kulturen, die diesen Abenteuerbüchern, die zwischen 1925 und 1966 erschienen sind, zugrunde liegt. Gleichzeitig wird die Naivität dieser Begeisterung auch ironisch konterkariert. Indem sie Abbildungen mit unterschiedlichen Perspektiven und Grössenverhältnissen nebeneinandersteilen, erfinden huber.huber in jedem Bild eine neue imaginäre Kultur mit teilweise bizarren Gepflogenheiten und Ritualen. Aus dem Buch „Venedig in Bildern“ von 1928 entsteht ein dichter Stadtkörper, in dem die architektonischen Attraktionen übereinandergestapelt und ineinander verkeilt sind. Aus dem Buch „Gari Gari: Der Ruf der afrikanischen Wildnis -Leben und Abenteuer bei den Negern zwischen Nil und Kongo“ entsteht eine Komposition, in der eine fiktive afrikanische Ethnie einen religiösen Kult um ein zentral ins Bild gesetztes Riesenbaby veranstaltet. Betrachterinnen und Betrachter werden angeregt, die Regeln und Narrationen der dargestellten absonderlichen Praktiken zu rekonstruieren. Zu den Werken gehören neben den Collagen auch die Publikationen, aus denen die collagierten Bilder herausgelöst wurden. Beim Durchblättern der geplünderten Bücher werden die zahlreichen Lücken und Ausschnitte zu Durchblicken und Leerstellen, die in zufälligem Zusammentreffen von Bildfragmenten und wieder neuen Zusammenhängen resultieren. Hier entsteht eine Neuinterpretation von Text- und Bildmaterial, deren Leerstellen zum Teil auch mit imaginärem Inhalt angereichert werden können. Mit dem Herauslösen von Bildelementen und EinzeIbildern aus den zusammenhängenden Kontexten der Reiseliteratur und der Neuanordnung im fiktiven Zusammenhang der Collagen spiegeln die Künstler den Enthusiasmus und Imaginationsreichtum der Forschungsreisenden zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Fakten und Interpretationen (damit auch Idealisierung und Imagination) lagen hier und auch in den Büchern, die diese Expeditionen dokumentierten, dicht beieinander. Der Titel Crocker Land verweist auf einen vermuteten achten Kontinent im Nordpolarmeer, den der amerikanische Polarforscher Robert Peary auf einer Expedition im Jahr 1906 am Horizont zu erkennen glaubte. Einige Jahre darauf startete die Crocker-Land-Expedition, um den neuen Kontinent zu erforschen. Da Peary vermutlich von einer Luftspiegelung getäuscht wurde und die Landmassen tatsächlich nicht existieren, endete die Expedition in einer Katastrophe, die nur wenige der Teilnehmenden überlebten. Die Collagen von huber.huber richten den Blick auf den schmalen Grat zwischen realistischer und idealisierter Wahrnehmung in solch pseudowissenschaftlichen Publikationen und sind ihrerseits eine ironisch-kreative Expedition in eine imaginäre Sichtweise der Geschichte.